Professorentitel: Welche gibt es und wer darf sie führen? (2024)

Welchen Titel führen Professor:innen im Ruhestand?

Grundsätzlich ist es möglich und vorgesehen, dass ein Professor oder eine Professorin den Titel auch nach der Pensionierung weiterhin führt. Die Bundesländer legen jedoch unterschiedliche Maßstäbe an die Dienstzeit an, die dem vorausgegangen sein muss.

Manche von ihnen behandeln zudem Professor:innen an staatlichen Hochschulen und privaten Hochschulen unterschiedlich, ebenso wie die Frage, ob der Zusatz „außer Dienst“ notwendig ist. Einen Überblick über die Regelungen der Länder finden Sie im academics-Ratgeber „Professor im Ruhestand“.

Von Apl. Prof. bis Univ.-Prof.: Die verschiedenen Professuren

Welchen Titel Professor:innen führen dürfen – oder wie lange –, hängt maßgeblich mit der Art ihres Beschäftigungsverhältnisses zusammen. Mögliche Anstellungsmöglichkeiten für Professor:innen sind:

  • Universitätsprofessur
  • S-Professur
  • Vertretungs- oder Verwaltungsprofessur
  • Stiftungsprofessur
  • Professuren an Privathochschulen
  • Professuren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) / Fachhochschulen
  • Außerplanmäßige Professur
  • Honorarprofessur
  • Juniorprofessor
  • Professur h.c.
  • Assistenzprofessur und Assoziierte:r Professor:in

Wer von Professor:innen spricht, hat meist die regulären Hochschulprofessorinnen vor Augen. An den Universitäten und auch abseits davon gibt es aber noch zahlreiche weitere Personen, die diesen Titel tragen – gelegentlich gibt dann ein Zusatz zum „Prof.“ Aufschluss über ihre konkrete Position. Eine vollumfängliche Zusammenfassung aller Möglichkeiten und Regularien wird durch die unterschiedlichen Landeshochschulgesetze erschwert, die oft unterschiedliche Vorgaben machen. Nachfolgend ein ausführlicherer Überblick.

S-Professor:in

S-Professor:innen sind an außeruniversitären Forschungseinrichtungen tätig und führen währenddessen den Professorentitel. Allerdings werden sie nicht immer auf Lebenszeit berufen, sodass sie ihren Titel unter Umständen mit dem Ende des Dienstverhältnisses verlieren.

Vertretungs- oder Verwaltungsprofessor:in

Die Verwaltungsprofessur ist dafür da, übergangsweise den Lehrbetrieb zu sichern, sollte dies durch eine:n ordentliche:n Professor:in nicht möglich sein. Die Person, die eingesetzt wird, übernimmt für die Dauer der Vertretung jegliche Aufgaben der Professorenstelle, vertritt also unter anderem in Lehre und Forschung und nimmt Prüfungen ab. Dem Verwaltungsprofessor oder der Verwaltungsprofessorin (kurz „V-Prof.“) wird während der Vertretung jedoch kein Professorentitel verliehen.

Stiftungsprofessor:in

Ein Stiftungsprofessor oder -professorin unterscheidet sich nur durch die Finanzierung der Stelle (zumindest anteilig über Drittmittel) von den Kolleg:innen. Er oder sie hat also dieselben Rechte und Pflichten – auch in Bezug auf den Titel. Ein solches Dienstverhältnis endet jedoch oftmals nach einer bestimmten Frist. Ob der:die Stiftungsprofessor:in seinen Titel in diesem Fall behalten darf, hängt davon ab, ob er die Vorgaben des zutreffenden Landeshochschulgesetzes dafür erfüllt.

Professor:in an einer Privathochschule

Auch Privathochschulen können die Erlaubnis haben, Professor:innen zu berufen, die ihren Titel dann wie ihre Kolleg:innen von den staatlichen Universitäten tragen. Nach dem Ausscheiden aus dem Dienst gelten für sie jedoch oftmals deutlich strengere Maßstäbe, wenn sie ihren Titel behalten wollen. Sie sind hier von den Landeshochschulgesetzen abhängig – und zum Teil auch von der Zustimmung des Ministeriums.

HAW-Professor:in

Zwischen einer Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW, früher FH) und seinen Kolleg:innen an der Universität gibt es bezüglich des Titels keinen Unterschied. Unter welchen Umständen ein:e HAW-Professor:in seinen Titel auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt behalten darf, machen die jeweiligen Landeshochschulgesetze in der Regel von der vorangegangenen Dienstzeit abhängig.

Außerplanmäßige:r Professor:in

Der vollständige Titel des außerplanmäßigen Professors oder der außerplanmäßigen Professorin ist „apl. Prof. (Dr.)“ bzw. „apl. Prof.in“, allerdings gestatten es manche Landeshochschulgesetze auch explizit, den Zusatz wegzulassen. Somit ist anhand der Anrede nicht immer erkennbar, dass es sich um eine:n außerplanmäßige:n Professor:in handelt. Um den Titel behalten zu dürfen, muss die außerplanmäßige Professorin oder der Professor kontinuierlich die sogenannte Titellehre erbringen. Pausiert sie damit zu lange, verliert sie die Lehrberechtigung und damit auch das Recht, sich Professor:in nennen zu dürfen.

Honorarprofessor:in

Wer als Honorarprofessor:in bestellt wird, darf diesen Titel für die Dauer seiner beziehungsweise ihrer Bestellung führen. Manche Bundesländer erlauben dabei auch explizit die Verkürzung zu „Professor:in“, andere sehen dies jedoch nicht vor. Da die Bundesländer zum Teil sehr unterschiedliche Kriterien an die Bestellung anlegen (oder diese gleich ganz den Hochschulen überlassen), sind auch die Kriterien für die Titelführung unterschiedlich. Beispielsweise erwarten manche Länder das regelmäßige Abhalten von Lehrveranstaltungen, während das andernorts keine Rolle spielt. Üblicherweise endet das Recht zur Titelführung mit der Aufhebung der Bestellung durch die Hochschule, unter Umständen kann ein:e Honorarprofessor:in ihren Titel aber auf Antrag darüber hinaus behalten.

Juniorprofessor:in

Wer als Juniorprofessor:in tätig ist, ist in dieser Phase in der Regel Beamter bzw. Beamtin auf Zeit. Solange Juniorprofessor:innen diesen Status haben, dürfen sie sich in einigen Bundesländern, etwa Schleswig-Holstein und Brandenburg, auch „Professor:in“ nennen. In anderen wie Baden-Württemberg tragen sie in dieser Zeit den Titel „Juniorprofessor:in“. Dieses Recht erlischt jedoch mit dem Ende des Dienstverhältnisses. Hessen geht einen Sonderweg und hat stattdessen die Qualifikationsprofessur eingeführt – zum Führen des Titels macht der entsprechende Abschnitt im Landeshochschulgesetz jedoch keine Angaben.

Professor h. c.

Der heute nur noch selten verliehene Titel des Professors oder der Professorin h. c., kurz „Prof. h. c.“ („honoris causa“, lateinisch = ehrenhalber) wird unabhängig von einer regulären vorangegangenen akademischen Laufbahn für herausragende wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen oder besondere Verdienste um die entsprechende Einrichtung verliehen. Eine Lehrberechtigung oder gar -verpflichtung haben Ehrenprofessor:innen nicht.

Assistenzprofessor:in und Assoziierte:r Professor:in

Bei Assistenzprofessor:innen handelt es sich in der Regel um Postdocs, die an einer Universität oder (Fach-)Hochschule lehren und mit der Hochschule eine Qualifizierungsvereinbarung mit dem Ziel der Habilitation abgeschlossen haben. Wird diese innerhalb von vier Jahren erreicht, erhält der:die Assistenzprofessor:in den Titel Assoziierte:r Professor:in (auch Associate Professor, Assoc. Prof. oder auch ao. Prof).

Professorentitel: Welche gibt es und wer darf sie führen? (2024)

FAQs

Professorentitel: Welche gibt es und wer darf sie führen? ›

Im Gegensatz zum Doktor ist Professor kein akademischer Grad, sondern ein akademischer Titel. Jeder, der eine Professur innehat, darf den Titel tragen. Professoren arbeiten an Hochschulen und beschäftigen sich dort mit der wissenschaftlichen Forschung und Lehre.

Was für Professuren gibt es? ›

  • S-Professor:in. ...
  • Vertretungs- oder Verwaltungsprofessor:in. ...
  • Stiftungsprofessor:in. ...
  • Professor:in an einer Privathochschule. ...
  • HAW-Professor:in. ...
  • Außerplanmäßige:r Professor:in. ...
  • Honorarprofessor:in. ...
  • Juniorprofessor:in.

Wann darf man den Titel Professor führen? ›

LHG 5 Jahre Tätigkeit an einer Hochschule, Anspruch „Ein Professor darf den TitelProfessor“ nach Ausscheiden aus dem Dienstverhältnis führen, wenn seine Dienstzeit mindestens 5 Jahre betrug. Die Berechtigung zur Titel- führung soll entzogen werden, wenn er sich ihrer als nicht würdig erweist.

Wer bekommt einen Professorentitel? ›

Ganz allgemein ist zunächst ein abgeschlossenes Hochschulstudium notwendig, um Professor/in werden zu können. Der dort gewählte Fachbereich ist dann auch der, in dem eine Professur angestrebt werden könnte. Anschließend ist eine Promotion, also die Erreichung eines Doktortitels, notwendig.

Wie viele Professorentitel kann man haben? ›

Bei den Doktortiteln werden jedoch höchstens zwei dazugesetzt. Also maximal: "Frau Professorin Dr. Dr. h. c. Karin Beispiel".

Hat jeder Professor eine Professur? ›

Jeder Lehrstuhlinhaber ist Professor, aber nicht jeder Professor muss einen Lehrstuhl innehaben. Neben dem Professor gibt es an Universitäten auch noch (Privat-)Dozenten, Assistenten mit Lehrverpflichtung, Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiter, von denen ebenfalls viele unterrichten.

Was ist höher als Professor? ›

Gibt es mehr als einen akademischen Grad oder Titel, wird der Vereinfachung halber nur der höchste genommen: Der Professor sticht also den Doktor. Ob der Titel erarbeitet wurde oder als "h.c." ehrenhalber verliehen, spielt keine Rolle.

Kann man ohne Doktortitel Professor werden? ›

Ohne Doktortitel kann man sich nur dann an einer Fachhochschule bewerben, wenn in der jeweiligen Fachrichtung eine Promotion nicht üblich ist, zum Beispiel bei Architekten, Künstlern und Designern.

Was braucht man für einen Professortitel? ›

Voraussetzung für die Erteilung eines Lehrauftrages ist in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einem wissenschaftlichen Studiengang sowie der Nachweis der pädagogischen Eignung, der etwa durch Erfahrungen in der Lehre oder Ausbildung erbracht werden kann.

Welche Titel darf man führen? ›

Gemäß den Hochschulgesetzen der Länder ist der Inhaber eines akademischen Grades berechtigt, den Grad zu führen. Dies geschieht meist dadurch, dass der akademische Grad dem Namen beigefügt wird, beispielsweise im Briefkopf, in der Anschrift und - vornehmlich bei Doktorgraden - in der Unterschrift.

Wann verliert man den Professorentitel? ›

Der Professor ist eine Berufsbezeichnung, kein Titel. Man wird in dieses Amt berufen und übt es aus, solange man an der Uni lehrt.

Was ist der Unterschied zwischen PD und Professor? ›

Im Gegensatz zu den außerplanmäßigen Professor*innen gehören die Privatdozent*innen nicht zur Mitgliedergruppe der Hochschullehrer*innen, sondern, falls sie ein Dienstverhältnis zur Universität als wissenschaftliche Mitarbeiter*in haben, zur Gruppe der akademischen Mitarbeiter*innen.

Wie lange hat man eine Professur? ›

Die Professur ist befristet auf bis zu drei Jahre, eine Verlängerung auf bis zu fünf Jahre ist möglich.

Was ist der Unterschied zwischen Honorarprofessor und Professor? ›

Der Titel ist nicht zu verwechseln mit der Ehrenprofessur (Prof. h.c.), die keine Lehrtätigkeit beinhaltet. Die Honorarprofessur ist eine nebenberufliche Tätigkeit. Somit werden Honorarprofessorinnen meist aus ihrer hauptberuflichen Praxis heraus an eine Universität oder (Fach-)Hochschule bestellt.

Ist der Professorentitel Teil des Namens? ›

Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass der „Dr. “ - anders als der „Professor“ - ein Namensbestandteil sei. Das ist er nicht, wie Bundesgerichtshof und Bundesverwaltungsgericht schon vor mehr als 50 Jahren entschieden haben.

Wer hat die meisten Dr Titel der Welt? ›

Die meisten Ehrendoktorwürden, nämlich 150, erhielt der US-amerikanische katholische Theologe Theodore Hesburgh (1917–2015), weshalb ihn das Guinness-Buch der Rekorde als Titelhalter in dieser Beziehung führt.

Wie viele Professoren gibt es? ›

Wie viele Professorinnen und Professoren gibt es in Deutschland? Im Jahr 2022 gab es in Deutschland 51.161 hauptberufliche Professorinnen und Professoren. Die meisten Professor*innen sind dabei nach der Besoldungsgruppe W2 besoldet (44,2 %), gefolgt von der Besoldungsgruppe W3 (28 %).

Sind FH Professoren richtige Professoren? ›

Im Gegensatz zur Universität kann an einer Fachhochschule nur Professor* werden, wer mindestens fünf Jahre Berufserfahrung hat – davon drei Jahre in der Industrie. In seltenen Fällen und bei besonderer Eignung kann ein Kandidat* auch mit drei Jahren Berufserfahrung berufen werden.

Was ist der Unterschied zwischen Lehrstuhl und Professur? ›

Der Unterschied zu einer herkömmlichen Professur an einem Institut ist dabei, dass dem Lehrstuhl zusätzliche Finanzierungsmittel für Lehre, Planung und Forschung zur Verfügung gestellt werden.

Ist ein Assistant Professor ein Professor? ›

Assistant Professor ist eine akademische Berufsbezeichnung, die in vielen Ländern, wie zum Beispiel den Vereinigten Staaten und Kanada, die Einstiegsstufe für Hochschullehrer darstellt. Voraussetzung ist in der Regel ein Doktorgrad und oft eine mehrjährige Postdoktorandenstelle.

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Author: Eusebia Nader

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