Bei-wem-und-wo-kann-man-promovieren- (2024)

C. Weiss, A. Bauer

Der nachfolgende Auszug stammt aus dem Buch "Promotion" (Weiss, Bauer), das im Thieme-Verlag erschienen ist (ISBN: 9783131272133). Das Buch bietet auf über 200 Seiten zu allen Aspekten der Doktorarbeit ausführliche, praxisnahe und profunde Informationen. Ausführliche Musterseiten und zusätzliche Angaben sind

hier

einsehbar und stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Ein medizinischer Wissenschaftler erwirbt mit der Habilitation das Recht (nicht unbedingt die Fähigkeit), Doktorarbeiten zu betreuen. Der Doktorvater, der für die Themenvergabe verantwortlich ist, kann theoretisch ein Universitätsprofessor, ein Privatdozent oder auch ein Juniorprofessor mit Promotionsrecht sein. Im Normalfall ist der Doktorvater ein Angehöriger Ihrer Fakultät. Dies hat entscheidende Vorteile: Ihm sind die Spielregeln bestens bekannt, und er wird später die Arbeit vor dem Promotionsausschuss vertreten.

Aber auch ein emeritierter Professor, ein Wissenschaftler aus der Industrie oder einem nichtuniversitären Institut, selbst ein niedergelassener Arzt oder ein Arzt in einem akademischen Lehrkrankenhaus kann Doktorarbeiten eigenverantwortlich vergeben, sofern er habilitiert ist. Es ist wohl eher ungewöhnlich, bei einem außeruniversitär tätigen Wissenschaftler zu promovieren. Mit der Promotionsordnung ist dies jedoch durchaus vereinbar. Der Vorteil ist, dass Sie wahrscheinlich der einzige Doktorand sind und nicht mit anderen Kommilitonen in Konkurrenz stehen; die Betreuung ist dementsprechend intensiver. Oft sind die Mitarbeiter einer solchen Institution gegenüber einzelnen Doktoranden offener und hilfsbereiter als die Mitarbeiter einer Klinik oder einer universitären Einrichtung, in der zahlreiche Doktoranden verkehren.

Eine Arbeit in der Industrie oder einer Forschungseinrichtung (wie z. B. dem Max-Planck-Institut) erfordert meist eine mehrmonatige, ganztägige Anwesenheit (während der Semesterferien oder eines Urlaubssemesters). Die Doktoranden stehen unter einem gewissen Druck, denn es müssen in einem festgelegten zeitlichen Rahmen Ergebnisse produziert werden, nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen. Der Vorteil dabei ist, dass die Arbeit dadurch zeitlich gut planbar wird.

Wenn sich für Sie zufällig eine solche Gelegenheit ergibt, sollten Sie bedenken, dass Ihr Doktorvater Ihre Arbeit nicht vor der Promotionskonferenz der Universität vertreten kann. Achten Sie also darauf, dass dieser den Kontakt zur Universität nicht verloren hat. Am besten ist es, wenn er in enger Beziehung zu einem Professor Ihrer Universität steht. Diese Fragen sollten unbedingt zu Beginn der Arbeit geklärt werden.

Promotion an einer anderen Universität

Es ist generell auch denkbar, dass Sie nicht an der Universität promovieren, an der Sie immatrikuliert sind. Diese Möglichkeit bietet sich beispielsweise an, wenn Sie über das Internet auf ein interessantes Promotionsthema gestoßen sind, das von einer anderen Universität angeboten wird. Es ist möglich, dass ein Professor Ihrer Universität als offizieller Betreuer fungiert; es ist aber auch vorstellbar, dass Sie offiziell bei einem Dozenten einer anderen Universität promovieren. Sie sollten in jedem Fall sicherstellen, dass eine ordnungsgemäße Betreuung gewährleistet ist. Bedenken sollten Sie außerdem, dass Sie für eine Arbeit an einer Fremduniversitätmehr Zeit und Geld einkalkulieren müssen, für Reisen oder einen längeren Aufenthalt dort. Bei speziellen Themen (z. B. bei Untersuchungen zu Tropenkrankheiten) ist ein Auslandaufenthalt sinnvoll oder gar notwendig.

Es gibt auch Professoren, die einen guten Kontakt zu einer Universität im Ausland pflegen und ihre Doktoranden ermuntern, dort zu promovieren. Besonders beliebt sind Aufenthalte in den USA. Für viele Studenten ist dies sicherlich eine interessante Alternative – ein solcher Aufenthalt ist nämlich nicht nur nützlich für die Promotion, sondern bietet auch die Möglichkeit, eine fremde Sprache zu erlernen und mit Land und Leuten in Kontakt zu treten. In jedem Fall sollte der Doktorgrad von einer deutschen Universität verliehen werden, da ausländische Doktortitel (insbesondere aus Staaten außerhalb Europas) nicht unbedingt als gleichwertig angesehen werden und nur nach Genehmigung durch das zuständige Ministerium geführtwerden dürfen. Ein kompetenter Ansprechpartner für wissenschaftliche Auslandsaufenthalte ist der Deutsche Akademische Auslandsdienst (daad) in Bonn mit der unten aufgeführten Internetadresse.

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Author: Dean Jakubowski Ret

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